Wie alles begann

Alles begann 1984 zum Fasching. Thomas Brunschön, Robert Drösemeyer, Peter Hintz, Robert Broermann, Musti Gündogdu und die Drösemeyer Brüder Thomas und Ralf kaufen sich Baseball-Hemden, Handschuhe, Schläger und mischen sich derart verkleidet unter das Party-Volk.

Im Sommer gibt es dann die ersten Versuche, mit dem Zeug sportlich aktiv zu werden. Man rennt in die Bibliothek und ins Amerika-Haus, studiert die Spielregeln. Im Hermann-Löns-Park in Kirchrode finden dann erste Spielchen statt. Der Catcher ist mit einer Eishockey-Maske ausgestattet, die Bases bilden Bundeswehrstiefel und Plastiktüten, das Homeplate wird jedesmal neu gemacht – aus dicker Pappe, in der noch zuvor ein dutzend Dosen Bier transportiert wurden.

Das erste Spiel

Im Herbst 1984 gibt es das erste Baseballspiel der Regents. Auf Einladung der Giants, später werden sie sich Knights nennen, fahren die Jungs nach Hamburg. Dort wird Thomas Brunschön wegen seiner verschmutzten Baseball-Hose gefragt “na, heute schon ´nen Slide gemacht?” Brunschön antwortet “Jau, hab mächtig Durst heute” und nimmt einen großen Schluck aus seiner Dose Paderborner Pils. Es gab also noch viel zu lernen, nicht nur Baseball-Sprachtechnisch, auch spielerisch war die erste Begegnung ein Studium in Kurzversion.

Selbst im Winter wird gespielt. Der Schnee in diesem Jahr fiel reichlich. Im Hermann-Löns-Park wird die Kugel geschleudert und die Keule geschwungen. Neben dem Grippe-Virus holen sich immer mehr den Baseball-Virus.
In der Zwischenzeit besorgt man mehr und mehr Infos über den Sport. Man stellt fest, es gibt einen Ligabetrieb. Knüpft aber zunächst erste Kontakte zu anderen Spielgemeinschaften.

Im Sommer ´85 ist man vorallem am Sonntag damit beschäftigt das Spiel der Spiele zu spielen. Allerdings wird es etwas langweilig, wenn man immer nur gegen sich antritt. Im Herbst klingelt das Telefon und jemand aus Halle in Westfalen fragt, ob man nicht ein Testspiel ausmachen will. Die Regents wollen auf jeden Fall. Denn die Halle United Rangers sind ebenso neu in der Baseball-Szene wie die Regents.

Testpiel gegen die Halle United Rangers

Für den 27.10.1985 vereinbart man das erste Heimspiel in der Geschichte der Regents. Mutter Drösemeyer schneidert aus dickem weißen Baumwolltuch und alten Schaumkissen drei Bases. Am Samstag bringt die Post, die gab es damals noch, das bestellte Homeplate.

Die Rangers kommen pünktlich um 13 Uhr in den Hermann-Löns-Park. Es ist bitterlich kalt an diesem Sonntag. Trotzdem wird ohne großes Aufwärmprogramm mit dem Spiel begonnen. Drei Situationen sind wohl allen damals Beteiligten in Erinnerung. Der Catcher der Rangers hockt ohne jeden Schutz hinter dem Schlagmann. Später gab er zu, nicht einmal einen Tiefschutz eingebaut zu haben.

Es gibt reichlich Verwirrung um das Stehlen, die Läufer vor allem der Regents blieben an ihren Bases kleben wie kleine Jungs am Schaufenster des Spielzeugladens. Trotzdem gelingt den Regents auch ohne ein Steal ein Run nach dem anderen. Im 2. oder 3. Inning verdreht sich Catcher Musti Gündogdu das Knie, die Kniescheibe war angeknachst.

Musti wird mit einer Mofa zum Auto seiner Mutter gefahren, die sich, wie Mutter Drösemeyer auch, das erste Spiel der Regents nicht history_1-spielentgehen lassen will. Aus Entfernung hört man dann noch die Stimme von Musti: “Regents go”. Und die Regents gingen tatsächlich ab…. am Ende heißt es 21:7 für die königlichen aus Hannover. Tage später erreicht uns die Kopie einer Zeitungsmeldung vom Haller Kreisblatt.

history_rueckspiel Am 10.11.1985 kommt es zur Revanche, die keine werden soll. Mit 13:9 gewinnen die Regents auch das Rückspiel in Halle. Natürlich berichtet das Haller Kreisblatt wieder und hebt Thomas Brunschön hervor, der den Baseball ungemein zielsicher und hart in den Catcherhandschuh feuert und so die Rangers kurz hält.

Gründung und Ligabetrieb in Hannover

Besonders, weil wegweisend, ist aber nicht das Spiel, sondern ein Zuschauer mit rotbraunem Aktenköfferchen. Rainer Knobbe, der Schatzmeister vom Deutschen Baseball Verband ist vor Ort und öffnet nach dem Spiel eben diesen Koffer. Er zeigt aktuelle Tabellen der Bundesligen, präsentiert eine Liste mit Landesverbänden. Schnell begreifen Drösemeyer, Dolgner, Paul und Co. – da müssen die Regents mitmachen.

In Niedersachsen, wenn nicht sogar in Norddeutschland, wären die Hannoveraner die ersten. Das spornt an. Jetzt wird es Zeit, endlich das Gründungsprotokoll und die Vereinssatzung beim Amtsgericht abzugeben.
Denn bereits im September kamen in der Wohnung von Thomas Brunschön in der Bödeckerstraße etwa 10 Mann zusammen mit dem Ziel – wir gründen die Regents und trinken danach ein Bier. So gründeten sie erst und tranken dann.

Kollege Knobbe ist an uns drangeblieben. Er lädt uns zu einem Baseballseminar nach Niederelvenich bei Köln ein. Vom 29.11. bis 1.12.85 zeigen uns Bundesligaspieler und ein niederländischer Nationalcoach wie man richtig wirft, schwingt und trifft, wie man um die Bases läuft und wie man fängt.

Zum Jahreswechsel 85/86 ist es den Herren Droesemeyer, Broermann und Co. gelungen, mit anderen Vereinen eine Oberliga Nord zu gründen. Bei einem Treffen in Lübeck wird Rainer Porschien als Ligaobmann gewählt. Der stellt einen Spielplan auf und schwupps gehts los mit dem langersehnten Ligabetrieb.

Doch bevor es losgeht, kommt es zu einer Mitgliederversammlung der Regents am 6. April 1986. Die beiden Vereinsvorsitzenden haben nichts Neues zu berichten, denn sie haben schlichtweg nichts geleistet. Ihre Aufgaben übernahmen andere. Der Schriftführer Ralf Drösemeyer beschreibt in eindrucksvollen Worten die Situation kurz vor der ersten Saison.

Das Spielfeld im Sportpark der Gesamtschule Roderbruch ist zwar inoffiziell für die Regents freigegeben, aber von einem regelmäßigen Betrieb seitens der Baseballer wollen die Verantwortlichen nichts wissen. Nach weiteren Infos rund ums Vereinsleben lässt Drösemeyer die Bombe platzen: “Das 3. Base fehlt, wer hat es ?” Wo es war, wer es hatte, wie es doch noch bis zum ersten Spieltag wieder auftauchte…. wer weiß das noch?

history_team86 Zum ersten Spiel kommen sogar Zuschauer, zum zweiten auch und überhaupt finden zu den Spielen der Regents im Roderbruch-Sportpark so viel Zuschauer den Weg, dass die anderen Vereine die Hannoveraner zum Zuschauerkrösus der Oberliga Nord ernennen. Sowas spricht sich herum und der Mann mit dem Koffer meldete sich wieder. Rainer Knobbe vom DBV schickt eine Verkaufsliste – der Verband hatte günstig eingekauft und verkauft nun an die Nordvereine Baseball-Utensilien: Tiefschutz für 9,- DM, Catcherhelm für 20,-DM, Alu-Bat 33inch für 45,- DM und und und…... aber der eigentliche Knaller ist – eine Einladung zu einem internationalen Baseball-Turnier in Zülpich.

Noch nie hatten die Regents richtigen Baseball gesehen, geschweige denn ein richtiges Baseballfeld, mit Tribünen und Hot-Dog-Stand. Und dort sollten sie zudem auf deutsche, niederländische und schweizer 1-Liga-Teams treffen. Wow. Der Temin vom 16.-19. Mai passt aus zwei Gründen gut. Erstens ist an diesem Wochendende spielfrei und zweitens war mittlerweile ein Paket mit Uniformen angekommen, so dass nun jeder die blauen Pinstripes überziehen konnte.

1. Turnier in Zülpich

Von Hannover nach Zülpich bei Köln fährt man gute 3 1/2 Stunden, wenn nicht noch länger. Oder noch länger wie die Regents beweisen – als sich nämlich die Blech-Karavane aus der Landeshauptstadt bis zum Baseballplatz durchgefragt (Handys gab es damals noch nicht) und schließlich über einen kleinen Waldweg genau im Outfield landet, ist die Ohnmacht groß. Warum? Nun, die Jungs aus Hannover glotzen durch die beschlagenen Fenster auf die Eröffnungsparade.

Alle Teams stehen in Reih und Glied im Infield, der Spielmannszug in Kompaniestärke spielt gerade die deutsche Nationalhymne, da bleiben die Regents erst einmal in ihren Outfield-Autos sitzen. Ohnmacht auch bei den Verantwortlich der Zülpicher. Was jetzt – eine Lautsprecherdurchsage a la “Jungs, jetzt kommt doch rüber” oder soll man einfach jemanden schicken?

Die Lautsprecherdurchsage kommt. Allerdings stellt Kollege Knobbe die Teams vor. Jetzt ist es also höchste Eisenbahn. Wie auf ein geheimes Zeichen hin, steigen die Regents aus. Einige schon in Uniform, andere ziehen sich während sie gehen um. Thomas Brunschön ist es offenbar, der den Weg vom Outfield bis zum Infield nur auf einem Bein zurücklegt.

Die ersten 20 Meter auf dem linken, dann auf dem rechten Bein und das alles im Takt zur Blasmusik. Aber als Knobbe die Regents vorstellt, steht das Team wie an einer Schnur gezogen neben den anderen – 1. Liga-Teams. Nur ganz hinten hüpft noch einer und hat, als alles vorbei ist, auch endlich seine neue PinStripes-Hose an.
Ergebnistechnisch ist das Turnier ein völliger Reinfall.

Jedes Spiel wird haushoch verloren, aber am Bierzelt holen die Niedersachsen kräftig auf – zeigen den Mannen aus der Eifel und den Niederlanden wie man Lütje-Lage trinkt. Am Ende sind die Hannoveraner sogar glücklich über den 10. Platz von 10 Teams.

Ernüchternd und ernüchtert treten die Regents die Heimreise an. Das Team muss noch eine Menge, eine ganze Menge lernen, war die nüchterne Erkenntnis. Und an der Tankstelle, wo man Benzin und Bier tankt, gibt es plötzlich unter den Ernüchterten Streit.

Peter Hintz, der als Teamkäptn den Mini-Pokal abholte, präsentiert das Ding seinen Teamkollegen. Alle freuen sich, als sich plötzlich Musti denkt, oder war es Dolgner, dass das Teil wohl am besten im eigenen Zimmer zur Geltung kommt. Auch Brunschön, damals schon von zu Hause ausgezogen und mit eigener Wohnung versehen, glaubt, der Pokal müsse bei ihm stehen.

Pitusch Hintz kann es nicht fassen. Ein Wort jagt das andere, die Trophäe fliegt von einem zum anderen, Pitusch immer hinterher. Schließlich gelingt ihm ein famoser Catch und das Teil wandert ins stinkende Sockenfach der Hintzschen Sporttasche. Er hat den ersten Pokal in der Vereinsgeschichte der Regents wahrscheinlich heute noch – aber auch seinen Spitznamen: Pokal-Pitten!!! Wobei man Pokal englisch aussprechen sollte, also etwa Pocal (so wie bei vocal): Pokal-Pitten eben.

Nach der Pokal-Schlappe sollte es erst richtig losgehen. Die Saison ´86 wird für viele dann auch nicht nur ihre erste bleiben. Mit viel Elan bereiten sich die Regents vor. Allerdings hat einer nur Baseball im Kopf – Thomas Drösemeyer. Der Lehrling im Tischlerhandwerk lässt die Kreissäge aufjaulen, zersägt ein daumendickes Brett, um einen Augenblick später selbst aufzuheulen – linker (Fang)Daumen fast weg. Nach einer chirurgischen Meisterleistung in der MHH kann der Daumen gerettet werden und die Baseball-Karriere von Thomas Drösemeyer beginnt 1986 in der Coaches Box am dritten Base.

history_Homerun-No1 Am dritten Spieltag sorgt dann Bruder Ralf Drösemeyer dafür, dass auch er einen Platz in der Ruhmeshalle der Regents bekommt. Im Spiel gegen die Itzehoe Raspberry Rabbits macht sich seine ungewöhnliche Schlaghaltung bezahlt. In dieser für ihn typischen Rücklage, ganz hinten in der Battersbox stehend, verwandelt Ralf einen lausig geworfenen Fastball in einen offenbar nie enden wollenden Steigflug Richtung Linksfeld.

So sehr auch die Outfielder der Himbeer-Hasen dem Geschoss hinterher hoppeln, sie hatten keine Chance und die Hannoveraner hatten ihren ersten Homerun. Natürlich wird Ralf nach dem Glücksschuß gebührend von der Bench gefeiert. Am Ende der Saison gibt es für die Regents einen beachtenswerten 4. Platz in der Tabelle.

Vielen Dank für die „Konservierung“ der Enstehung der Regents an Ralf Dolgner. Der weitere Verlauf der History lässt sich hier auf seiner Website nachlesen… Wer auch noch Artikel, Fotos oder Stories aus der Vergangenheit der Regents hat, darf uns diese gerne zur Verfügung stellen…